Stresse ich mich selbst?
Schon bei dieser Frage steigt mein Stress-Pegel. Ich war mit dem Auto unterwegs und habe Radio gehört, als der Moderator unerwartet die Frage gestellt hat, ob es eigentlich an uns selbst liegt, dass wir uns stressen.
Was? Wie bitte? Als ich das gehört habe fühlte ich mich gleich noch gestresster. Ich war sowieso schon unentspannt, da ich mich in der Gegend, in der ich unterwegs war, nicht auskannte. Aber warum eigentlich? Ich bin in einer großen Stadt aufgewachsen – warum macht es mir was aus mich in Sindelfingen zurecht zu finden? Ich hörte weiter dem Radiosprecher zu und konnte ich meine Gedanken nicht mehr von dieser Frage fernhalten.
Könnte es wirklich sein, dass ich mir meinen alltäglichen Stress selbst mache?
Meine Antwort auf diese Frage ist: Ja, ich bekenne mich schuldig.
Einen ganzen Tag lang habe ich mich selbst sehr bewusst beobachtet.
Lest selbst und begleitet mich auf dem Weg, wie ich mich stresse…
Kennt ihr das?
6:10 Uhr. Handy klingelt. Ich habe noch gar nicht ausgeschlafen, schnell raus aus den Federn, mein Sohn muss geweckt werden, er muss schon 6:40 Uhr aus dem Haus sein. Er will seinen Wecker nie stellen, er will jedes Mal von mir aufgeweckt werden. Mein Mann dreht sich gerade auf seine andere Seite, sein Wecker klingelt erst um 6:30 Uhr. Es kann nicht wahr sein, wieso weckt er ihn nicht auf? Diese Unverschämtheit! Mein Sohn ist auch sein Sohn. Verdammt.
Ich laufe schnell hoch und wecke ihn auf, bleibe aber nur kurz. Da er ein echter Morgenmuffel ist, hasst er es genauso früh aufzustehen wie ich und sucht ein Opfer, seinen Morgenmuffel auszuleben.
Schnell runter, endlich Zeit für meinen Kaffee. Noch 5 Minuten und ich schreie, es ist schon 6:25, komm schon. Er ist endlich runtergekommen.
Ich: Was möchtest du essen?
Er: Nichts!
Er: Wo ist meine…. wie auch immer?
Ich: Weiß ich nicht! Du musst was essen!
Er: Ich habe keinen Hunger. Wo ist meine…..? (hier kann man alles einfügen, was man will)
In diesem Moment bin ich hellwach, meine Puls auf 90 und ich bin voll gestresst. Er muss essen, er muss seine Sachen finden. Ich laufe im Haus herum und suche nach seiner Sachen.
Warum mache ich das?
Hallo, bin ich blöd?
Er kann nur aus seinen eigenen Fehler lernen, und er muss lernen Ordnung zu halten. Warum muss ich es für ihn machen? Er ist schon in der 6. Klasse.
Dann kommt mein Mann aus unserem Schlafzimmer und macht sich einen Kaffee. Voll gechillt beobachtet er unseren Wahnsinn und sagt nichts.
Ich greife ihn an, anstatt Hallo Schatzi, wie geht’s dir? Hast du von mir geträumt? zu fragen.
Wo kann ich eigentlich meinen Stress abladen? Er kennt mich schon 17 lange Jahre, er lässt sich nicht aus seinem gechillten Umstand kippen. Als Antwort muss ich mir anhören, entspanne dich.
Grrrr…
Mein Sohn ist endlich aus dem Haus, wir haben die Fahrradlampe, die Handschuhe, die Jacke, die Vesperdose, die Getränke usw. gefunden. Er ist spät dran, hoffentlich fährt er nicht so schnell mit seinem Fahrrad und es passiert kein Unfall. Mein Gott, beruhige dich!
6:50 Uhr. Der Wecker der Prinzessin (das darf ich nicht mehr sagen, upps) hat geklingelt, ich höre sie, wie sie in ihrem Zimmer rumkramt. Ich bereite mich seelisch auf den nächsten Kampf vor (inzwischen dusche ich mich, putze mir die Zähne, kämme mich, ziehe mich an und trage schnell ein leichtes Makeup auf.)
Sie taucht um 7:15Uhr voll gechillt auf. Ohne etwas gegessen zu haben, mit ungekämmten Haaren und ungeputzten Zähnen steht sie vor mir, von den Klamotten mal ganz zu Schweigen, sie passen gar nicht zur Jahreszeit und zum aktuellen Wetter.
Schnell, schnell, wir müssen allerspätestens 7:30 das Haus verlassen. Da ich versuche sie zu anzutreiben, ist sie kurz davor zu Weinen: Ich koche vor Wut und habe schon ein schlechtes Gewissen. Meine Kinder haben kein Gespür für Zeit, sie sind voll gechillt.
Außerdem muss ich mir immer von ihrer Lehrerin anhören, dass wir immer spät dran sind. Endlich raus aus dem Haus. Für heute Morgen habe ich es geschafft…..
Ich will Urlaub, ich will nur mit meinem heißen Kaffee mich auf das Sofa unter einer Decke kuscheln und nichts machen.
Wenn ich mir das durchlese, was ich oben geschrieben habe, kriege ich Schweißausbrüche, obwohl ich nur einen alltäglichen Morgen bei uns beschrieben habe.
Über den abendlichen Kampf ins Bett zu gehen, habe ich noch kein Wort verloren. Oder über meinen Nachmittag, wenn ich als Taxiunternehmerin meine Kinder hin und her kutschiere. Es war auch noch keine Rede davon, was ich kochen soll und wer heute die Spülmaschine ausräumen soll…
Was mache ich falsch?
Und jetzt taucht meine innere Beobachterin auf und sagt: Zu viel!
Hör auf endlich zu JAMMERN!!! Du bist der Chef in deinem Leben!
Laut einer Studie stressen sich die Menschen selbst… Wahnsinn, sie haben Recht, es waren bestimmt die berühmten Britischen Wissenschaftler, die das herausgefunden haben…
Aber wie kann ich es besser machen? Wir werden es noch herausfinden….
Bis bald,
Eure Annamaria